Optimierungsbedarf bei schulischen Leistungsvergleichen
Auch in diesem Jahr hat der Parteivorsitzende der FDP Ruhr und Landtagsabgeordnete Ralf Witzel die Bildungsqualität im Ruhrgebiet zum Thema gemacht und die Ergebnisse der sogenannten Lernstandstests detailliert für die von ihm betreuten Städte im Ruhrgebiet bei der Landesregierung abgefragt.
Lernstandtests werden in den 8. Klassen der weiterführenden Schulen durchgeführt und ermitteln Fähigkeiten und Fertigkeiten der 13- bis 14-jährigen Schüler. Untersucht werden dabei das Leseverständnis und das Sprachvermögen in Deutsch und Englisch, das Hörverstehen in Englisch und die Fähigkeiten und Fertigkeiten in Mathematik. Die Ergebnisse werden üblicherweise in sechs Stufen eingeteilt, die in etwa der Notenskala entsprechen. „Ziel ist es, die Qualität des Unterrichts und die von den Schulen erbrachte Bildungsleistung zu stärken“, erläutert Witzel die Hintergründe zur jährlichen landesweiten Erhebung.
Die aktuell auf Drängen der FDP veröffentlichten Ergebnisse der Lernstandstests für die Ruhrregion zeigen erneut eine besorgniserregende Leistungsschwäche der Gesamtschulen auf, die für sämtliche Städte innerhalb des Gebiets der FDP Ruhr gilt. Ralf Witzel warnt daher ausdrücklich vor schulstrukturellen Änderungen, die die Leistungsdifferenzierung in einem gegliederten Schulsystem noch weiter reduzieren könnte. Sein Fazit für die Zukunft: „Die Analyse in der Entwicklung über mehrere Jahre zeigt klar, daß es bildungspolitisch in unserer Region noch viel zu tun gibt. Dies gilt insbesondere vor der Herausforderung, die Ausbildungsfähigkeit unserer Jugendlichen zu sichern.“
Für Witzel sind die Ergebnisse 2014 der Gesamtschüler im Grundkurs (GK) besonders erschreckend, die sich neben den Hauptschülern zahlreich in den unteren drei Kompetenzstufen sammeln: „97% der Essener Gesamtschüler im GK können beispielsweise nur unterdurchschnittlich Englisch lesen, in Bottrop sind es sogar 98% und in allen übrigen Städten ist die Situation nicht nennenswert besser. Mit 69% sind die Ergebnisse in Essen beim Lesen in Deutsch nur unwesentlich erfreulicher, in Oberhausen sind dies 74%, während Bochum mit 41% fast schon ein positives Beispiel darstellt.“ Mit deutlich über 80% in allen von Witzel abgefragten Ruhrstädten haben die GK-Gesamtschüler unterdurchschnittliche Kenntnisse in Mathematik, sind also maximal in der Lage, Standardverfahren zur Berechnung anzuwenden und einfache Rechnungen zu überprüfen. Hier ist besonders der Unterschied zu den gleichaltrigen Realschülern bezeichnend, die durchweg bessere Leistungen nachweisen. Gravierende Leistungsmängel der beiden untersten Stufen 0 und 1 kommen an Realschulen und Gymnasien quasi nicht vor, an Gesamtschulen ist das Problem mit fast 50% im GK Mathematik gravierend. Die Problematik besteht ebenfalls in allen Ruhrstädten in ähnlicher Form.
Die oberste Niveaustufe erreichen im Fach Mathematik nur noch 9% der Essener Schüler, in Mülheim ist der Wert mit 12% noch am besten. Im Englisch Lesen sind es in Essen nur noch 6%, 2012 waren dies immerhin noch 11%. In Deutsch konnten lediglich 40% der Schüler in Essen ein vertieftes Lesen nachweisen, die Ergebnisse in Bochum, Bottrop, Mülheim und Oberhausen weichen hier nicht wesentlich von ab.
Im Durchschnitt aller Kompetenzgebiete und Schulformen liegen die Schülerleistungen im Ruhrgebiet insgesamt unter dem Landesschnitt, wobei die Schüler in Mülheim erneut am besten abschneiden.Mit Blick auf die immer wieder aufkeimende Debatte um die Gründung neuer integrierter Schulangebote dürfen solche Ergebnisse aus Sicht der FDP nicht ignoriert werden. Witzel: „Offensichtlich sind Schulformen mit geringer Leistungsorientierung und -differenzierung nicht geeignet, das Kenntnisniveau und damit auch die Ausbildungsreife jugendlicher Schulabgänger zu heben.“ Über zu viele leistungsschwache und wenig ausbildungsreife Auszubildende klagt besonders die örtliche Wirtschaft in zunehmendem Maße.