Lernstandstests 2016 an Schulen im Ruhrgebiet

„Die Leistungen der Schüler im Ruhrgebiet in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik sind im Durchschnitt immer noch schlechter als im landesweiten Vergleich. Es gibt deutlichen Optimierungsbedarf“, zieht FDP-Landtagsabgeordneter Ralf Witzel ein ernüchterndes Fazit nach der Auswertung der von der Landesregierung aktuell vorgelegten Ergebnisse der sogenannten Lernstandstests 2016. Witzel hat die Bildungsqualität in der Ruhrregion auch in diesem Jahr zum Thema im Landtag gemacht und detailliert für einzelne Städte im Revier die Daten angefordert.

Die erschreckende Leistungsschwäche vieler Gesamtschulen wird dabei auch 2016 deutlich. Besonders dramatisch sind die Ergebnisse der Gesamtschüler im Grundkurs, die sich neben den Hauptschülern zahlreich in den unteren drei Kompetenzstufen sammeln. So können beispielsweise 80% der Essener Gesamtschüler im GK nur unterdurchschnittlich Englisch lesen, in Bochum sind es 88% und in Mülheim 86%. Mit über 80% in nahezu allen von Witzel abgefragten Ruhrstädten haben die GK-Gesamtschüler üblicherweise unterdurchschnittliche Kenntnisse in Mathematik, sind also maximal in der Lage, Standardverfahren zur Berechnung anzuwenden und einfache Rechnungen zu überprüfen. In Bochum liegt der Wert mit 77% leicht unter den anderen Städten. Spitzenreiter ist Oberhausen mit rund 87%. Auch ist der Unterschied zu den gleichaltrigen Realschülern bezeichnend, die durchweg bessere Leistungen nachweisen.

Vergleicht man die Durchschnittswerte der Städte im Regionalverband Ruhr mit dem Land Nordrhein-Westfalen, stellt man einen deutlich höheren Anteil an Problemschülern fest: Verfügen in Mathematik 14% der getesteten Jugendlichen über keine oder nur rudimentäre Fähigkeiten, sind es landesweit 11%. In Deutsch sind es 16%, während der landesweite Wert bei 14% liegt. Und auch beim Leseverständnis Englisch bleibt es bei diesem Trend: 13% der RVR-Schüler erreichen gar kein meßbares Kompetenzniveau oder können bloß einfachste Einzelinformationen wiedererkennen, im landesweiten Vergleich trifft dies auf 10% der Schüler zu. „Die wachsende Anzahl an Problemschülern verdeutlicht, daß Politik und auch die Schüler selbst noch viele Hausaufgaben erledigen müssen“, kommentierte FDP-Politiker Ralf Witzel die Ergebnisse der Lernstandserhebung. Er forderte eine Verbesserung der Unterrichtsqualität, ein stärker leistungsorientiertes Lernklima und mehr individuelle Förderung.

Schon der landesweite Vergleich ist für die Schüler im Ruhrgebiet verheerend. „Unsere Schüler müssen sich aber nicht nur gegen Schüler in anderen Landesteilen behaupten, sie stehen im internationalen Wettbewerb. Wie schneiden sie erst da ab?“ fragt Witzel besorgt. Er erneuert daher ausdrücklich seine Warnung vor schulstrukturellen Änderungen, die die Leistungsdifferenzierung in einem gegliederten Schulsystem noch weiter reduzieren könnten. Er regt statt dessen an, die klare Analyse der Fakten endlich zu nutzen und die offenkundigen Probleme beherzt anzupacken: „Die Anzahl der Problemschüler ist im Ruhrgebiet besonders hoch. Das ist schlecht für die betroffenen Jugendlichen, aber auch für die Region insgesamt. Es gilt, diese Herausforderung dringend zu meistern, die Ausbildungsfähigkeit unserer Jugendlichen zu sichern.“

Lernstandtests werden in den 8. Klassen der weiterführenden Schulen durchgeführt und ermitteln Fähigkeiten und Fertigkeiten der 13- bis 14-jährigen Schüler. Untersucht werden dabei das Leseverständnis und das Sprachvermögen in Deutsch und Englisch, das Hörverstehen in Englisch und die Fähigkeiten und Fertigkeiten in Mathematik. Die Ergebnisse werden üblicherweise in sechs Stufen eingeteilt, die in etwa der Notenskala entsprechen. „Ziel ist es, die Qualität des Unterrichts und die von den Schulen erbrachte Bildungsleistung zu stärken“, erläutert Witzel die Hintergründe zur jährlichen Erhebung des NRW-Schulministeriums.