FDP hinterfragt mangelnde Erreichbarkeit für Bürger im Notfall

Die Erreichbarkeit der Polizei unter der Notrufnummer 110 in der Ruhrregion läßt nach Ansicht der FDP-Landtagsabgeordneten Ralf Witzel und Thomas Nückel sehr zu wünschen übrig. Rund 635.000 Notrufe seien im Jahr 2016 insgesamt in den Leitstellen der Polizeipräsidien Bochum, Essen, Oberhausen und Recklinghausen eingegangen, von denen aber über 30.000 Anrufe überhaupt nicht angenommen wurden, kritisieren die beiden Abgeordneten. Dies geht aus Zahlen hervor, die sie für die von ihnen betreuten Polizeipräsidien aktuell bei der Landesregierung angefordert hatten.

Exakter läßt sich die Anzahl nicht angenommener Notrufe leider nicht beziffern, da es bis heute nicht möglich ist, die Notrufsituation beispielsweise in Essen transparent nachzuvollziehen, „da die Leitstellentechnik im örtlichen Polizeipräsidium nicht dem heutigen technischen Stand entspricht und sich die Modernisierung bereits seit Jahren hinzieht“, kritisiert der Essener Witzel verärgert: „Es bleibt daher weiterhin unklar, wie viele tausend Notrufe von Bürgern in der Region ins Leere laufen.“

Die Anzahl der im PP Essen eingegangenen Notrufe läßt im Verhältnis zu den Angaben aus den übrigen Polizeipräsidien jedoch die Annahme zu, daß es sich hier um deutlich mehr als 20.000 verlorene Notrufe handeln dürfte. Es geht also bei rund 14.000 verlorenen Anrufen im PP Recklinghausen, 12.000 verlorenen Anrufen im PP Bochum und gut 2.000 verlorenen Notrufen im PP Oberhausen insgesamt um rund 50.000 Notrufe in den Präsidien Bochum, Essen, Oberhausen und Recklinghausen, die vergeblich von Bürgern in einer Notlage getätigt wurden.

Als verlorengegangen gelten Notrufe, die nach mehr als fünf Sekunden Wartezeit durch den Anrufer beendet werden, ohne daß der Anruf durch die Leitstelle in diesem Zeitraum entgegengenommen worden ist. Oft werden aber auch Notrufe sogar nach einer Klingelzeit von 20 Sekunden nicht angenommen, wenn Leitungen überlastet sind. Bei konkreten Bedrohungslagen ist dies gefährlich. Ferner entgehen der Polizei auf diese Weise wichtige Zeugenhinweise genervter Bürger, die einen Anrufversuch nicht erneut unternehmen.