Etliche Schulen im Ruhrgebiet ohne Leitung

Unverändert ungelöst ist im Ruhrgebiet das Problem unbesetzter Schulleitungsstellen. Dies bestätigen aktuelle Zahlen, die der FDP-Parteivorsitzende und Landtagsabgeordnete Ralf Witzel aktuell auf Anfrage für die von ihm parlamentarisch betreuten Kommunen Bochum, Bottrop, Essen, Mülheim und Oberhausen von der Landesregierung erhalten hat. Von insgesamt 369 Schulleiterstellen in den fünf Städten sind zu Jahresbeginn 31 unbesetzt gewesen, das sind 8,4 Prozent. Bei den stellvertretenden Schulleiterstellen ist die Lage noch dramatischer: 70 von 327 Stellen waren unbesetzt, also gut ein Fünftel.

„Die Situation in den einzelnen Städten unterscheidet sich erheblich, über alle Städte im Ruhrgebiet hinweg pendelt sich der Schnitt bei etwa 12 Prozent unbesetzter Schulleiterstellen ein. Dabei liegen Essen, Mülheim und Oberhausen etwa im Schnitt, in Bochum und Bottrop sind die Zahlen besser und in anderen Großstädten schlechter. In letztgenannten Städten hat es zu Jahresbeginn jeweils nur zwei unbesetzte Leitungspositionen gegeben“, kommentiert Witzel die aktuellen Schuldaten. Es sei aber dennoch bitter und dringend korrekturbedürftig, daß etliche Schulen gerade jetzt in einem Spagat zwischen immer höheren Arbeitsanforderungen und einer strukturellen Führungslosigkeit zerrieben zu werden drohen. Auch leiden etliche Schulleiter im Revier darunter, keine Stellvertretung zu haben – in Essen betrifft dies die erschreckende Zahl von 30 Schulen. Auch in Oberhausen und Bottrop fehlt gut einem Viertel der Schulen ein stellvertretender Schulleiter.

Die Ursachen dafür, daß sich immer weniger Lehrer für eine Funktionsstelle interessieren, sind vielfältig. Zuvorderst nennt Witzel dabei die zunehmende Bürokratie in Schulen, permanente schulrechtliche Änderungen sowie die geringe Attraktivität der Leitungsstellen, insbesondere, was die mit dieser Mehrbelastung verbundene zusätzliche Vergütung betrifft. Dies ist besonders bei den Grundschulen ein großes Problem, da eine Lehrkraft bei Übernahme der Leitung einer Grundschule nur wenige hundert Euro brutto im Monat zusätzlich erhält. Auch sei ein Rektor oft sein eigener Hausmeister und seine eigene Sekretärin. So verwundert es nicht, daß bei den Grundschulen besonders viele Funktionsstellen vakant sind.

„Dies ist die nüchterne Situationsanalyse in den aktuellen Zeiten, in denen mit den Flüchtlingskindern oder überzogenen Inklusionserwartungen täglich neue Herausforderungen auf die Schulen zukommen“, bedauert Witzel die Entwicklung und wünscht sich mehr pädagogische und organisatorische Kontinuität für die Schulen: „Umso wichtiger wäre es, wenn die Landesregierung nicht ständig durch ideologisch motivierte Systemveränderungen und pädagogische Extravaganzen noch den bürokratischen Aufwand erhöht.“