Polizeiliche Einsatzreaktionszeiten offenbaren Handlungsbedarf:
Die Polizei im Ruhrgebiet ist im zurückliegenden Jahr leider insgesamt wieder langsamer geworden. Dies hat die detaillierte Auswertung von kürzlich veröffentlichten Zahlen des Innenministeriums für das Jahr 2016 ergeben, die der Essener FDP-Landtagsabgeordneten Ralf Witzel dort für die von ihm betreuten Städte Bochum, Bottrop, Essen, Mülheim und Oberhausen angefordert hat.
Wenn man in einer dieser Städte die 110 wählt, brauchen die Polizeibeamten durchschnittlich 15 Minuten und 47 Sekunden, um bei einem „normalen“ Einsatz ohne direkte Gefahr im Verzug am Ort des Geschehens anzukommen. Das sind exakt zwei Minuten mehr als noch vor acht Jahren. Im Landesmittel traf die Polizei jedoch noch knapp 30 Sekunden langsamer ein als im Durchschnitt der genannten Kommunen. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Städten deutlich: Während die Beamten in Essen 17 Minuten 50 Sekunden benötigen, dauert es in Oberhausen durchschnittlich nur 12 Minuten 45 Sekunden. „Durchschnittlich fast 16 Minuten bis zum Einsatzort ist recht lang, rund 18 Minuten in Essen erst recht. Deutlich steigende Einsatzzahlen bei nur wenig zusätzlichen Planstellen wirken sich für den Bürger sichtbar aus“, kommentiert Witzel die aktuelle Entwicklung und ergänzt: „Aber im dringenden Notfall sind die Beamten in der Region glücklicherweise schneller am Tatort.“ Ist der Notruf mit den Hinweis „Täter vor Ort“ eingegangen, wird also eine unmittelbare Gefahr für den Bürger angenommen, ist die Polizei in der Region im vergangenen Jahr 24 Sekunden langsamer am Tatort eingetroffen als noch 2012, aber 47 Sekunden schneller als 2009. Im Schnitt vergingen in diesen Fällen fünf Minuten und zwei Sekunden. Der Landesschnitt bei diesem Merkmal lag bei fünfeinhalb Minuten und war damit schlechter als im Ruhrgebiet. Jedoch variieren die Zeiten zwischen den Städten auch hier massiv. In Oberhausen naht Hilfe bereits nach vier Minuten 34 Sekunden, in Bochum warten Opfer fünf Minuten 48 Sekunden. Bei „Verkehrsunfällen mit Personenschaden“ in der Region hat es 2016 durchschnittlich sieben Minuten und 23 Sekunden bis zum Eintreffen der Polizei gedauert – im landesweiten Schnitt immerhin knapp zehn Minuten. In Bochum warten geschädigte Personen jedoch auch deutlich über neun Minuten auf die Polizei, in Mülheim ist die Wartezeit mit sieben Minuten zehn Sekunden über zwei Minuten kürzer.
Daß die Einsatzreaktionszeiten insgesamt unterm Strich schlechter werden, verfolgt die FDP mit Sorge. Dies könne nur bedeuten, daß vor dem Hintergrund der steigenden Anforderungen durch die aktuelle Sicherheitslage an einer besseren Polizeiversorgung für die Ruhrgebietskommunen kein Weg vorbeiführe. Auch müsse eine Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben erfolgen, die von Minister Jäger so geliebten Blitzmarathons gehören für Witzel jedenfalls in die Mottenkiste.