Verbandstag der FDP Ruhr in Mülheim zum Tourismusstandort

Mitte Oktober hat die FDP Ruhr wieder zum alljährlichen Verbandstag eingeladen, und rund 30 Teilnehmer sind der Einladung nach Mülheim gefolgt, um den langjährigen Dialog mit gesellschaftlich relevanten Verbänden der Region weiter fortzuführen und um neue Verbindungen im Sinne einer möglichst breiten Wahrnehmung der Freien Demokraten zu knüpfen. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt beim Thema „Tourismusstandort Ruhr“.

Für die Anwesenden gibt es viele neue Erkenntnisse der Debatten, die der stellvertretende Vorsitzende Christian Mangen moderierte: Der Freizeit- und Naherholungswert im Ruhrgebiet hat in den letzten Jahren besonders an Bedeutung gewonnen. Deshalb wurden im Ruhrgebiet bereits viele erfolgreiche Projekte umgesetzt, die die Aufenthaltsqualität in der eigenen Heimat steigern. Mit drei Revierparks, dem Freizeitzentrum Kemnade, unzähligen Parklandschaften und ausgedehnten Sport-, Bade- und Wellnessangeboten wird den Menschen im Ruhrgebiet bereits ein Stück (Kurz-)Urlaub im Alltag geboten. Beim Verbandstag sollten jedoch weitere Möglichkeiten zur Optimierung und zum Ausbau von Angeboten debattiert werden. Darüber hinaus galt es zu diskutieren, wie das Ruhrgebiet in Zukunft auch zu einem beliebten Urlaubsziel für Besucher über die Landesgrenzen hinaus werden könnte.

Der Parteivorsitzende der FDP Ruhr, Ralf Witzel MdL, betont hier sowohl die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors im Tourismus für die örtlichen Kommunen, als auch die individuellen Vorteile eines ressourcenschonenden Urlaubs. Gerade für junge Familien aus dem Umkreis seien gut bezahlbare und nahegelegene Urlaubsangebote in Zeiten hoher Inflation wieder attraktiv. Auch für die Kommunen sei diese neue Einnahmequelle lukrativ und das Thema somit wichtig.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Ruhr Tourismus (RTG), Axel Biermann, verweist zudem auf den identitätsstiftenden Aspekt eines Image-Wandels im Ruhrgebiet. Junge Menschen könnten durch eine gesteigerte Attraktivität des Standorts Ruhrgebiet auch zum langfristigen Verbleib bewegt werden und beispielsweise in der eigenen Heimat studieren anstatt in entfernte Studentenstädte auszuwandern. Das würde zu einer verstärkten Nachfrage an bezahlbarem Wohnraum nahe der Universitäten führen, der Einzelhandel würde profitieren, und die Wirtschaft vor Ort allgemein einen Aufschwung verzeichnen. Dafür müssten bei jungen Menschen allerdings auch genügend Anreize in der Freizeitgestaltung und Lebensqualität geschaffen werden. Sowohl kulturelle Events als auch Kunstausstellungen in bekannten Museen wie der Villa Hügel und ein erlebnisreiches Nachtleben ziehen viele junge Leute an.

Aber der Charme einer Stadt lebt auch von seinem kulinarischen Angebot. Studentenstädte zeichnen sich oft durch eine Vielzahl an Cafés, Bars und kleinen Restaurants mit breitem Angebot und diversen Stilrichtungen aus. Für die finanzielle Umsetzung solch einer Auswahl stellt sich also auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Konsens für die Gastronomie, die seit der Corona-Pandemie stark gelitten hat. Aufgrund der bereits zahlreichen Schließungen soll der reduzierte Umsatzsteuersatz von sieben Prozent über das Jahresende 2023 hinaus fortbestehen. Ohne das gastronomische Angebot fehlt vielen Menschen der gemeinsame Treffpunkt, den die Gastronomie auch auf sozialer Ebene schafft. Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Nordrhein (DEHOGA), versteht Tourismus als Form der Begegnung – die Möglichkeit, andere Länder und Kulturen einander näher zu bringen und endlich mit Vorurteilen aufzuräumen.

Sven Liebert, Generalsekretär vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), fasst zusammen, Tourismus sei keine reine Spaßindustrie. In Deutschland seien schließlich 2,9 Mio. Arbeitnehmer im Tourismus beschäftigt, und weitere 2,6 Millionen Menschen würden ihm zum Beispiel in der Belieferung unterstützend zuarbeiten. Tourismus sei damit nicht selbstverständlich, sondern müsse auch mit dem nötigen Respekt behandelt werden. Liebert spricht dem Tourismus dabei seinen eigenen Charme zu. Bei all den getroffenen Maßnahmen zur Steigerung der Angebote sei es daher auch wichtig, diesen Charme zu verteidigen, um ihn langfristig zu erhalten. Ein vermehrter Touristenandrang im Ruhrgebiet müsse daher gut geplant und organisiert werden. Massentourismus, der sich negativ auf das Landschaftsbild und die Natur auswirken könnte, wolle man schließlich vermeiden.

Tatsächlich sind schon in wenigen Jahren mehr Begegnungen im Nahtourismus in unseren Breitengraden denkbar, wenn übliche Urlaubsziele wie die Türkei, Spanien oder Griechenland in den Sommermonaten aufgrund der Hitzebelastung kaum noch zu ertragen sind. Das Klima im Revier ist sowohl angenehmer als auch konstanter und damit sicherer. Waldbrände, dramatische Hitzewellen oder zerstörerische Überschwemmungen sind im Ruhrgebiet weniger stark verbreitet, als sie es im globalen Vergleich sind.

Benedikt Esser, Präsident vom Internationalen Bustouristikverband (RDA), möchte gern mehr Reisen in die Metropole Ruhr veranstalten. Der Reisebus sei in puncto Sicherheit, Zuverlässigkeit und Ressourceneffizienz besonders positiv zu sehen. Zu enge gesetzliche Regulierungen dieser Branche stehen dem Potential für dieses Reisemittel entgegen. Elektrobusse seien heute noch viel zu teuer und ladezeitintensiv, um im Massengeschäft erfolgreich zu sein. Ein existenzsicherer Bustourismus sei zugleich eine Stärkung des inhabergeführten Mittelstands.

Damit aber in Zukunft noch mehr Menschen auf das Ruhrgebiet als Tourismusstandort aufmerksam werden, betont Axel Biermann (RTG) die nötige Wahrnehmung und Aufmerksamkeit seitens der neuen Medien. Sowohl die Sozialen Medien als auch der Online-Tourismus müssten erst durch einen geschärften Blick auf das Ruhrgebiet aufmerksam gemacht werden. Denn nur selten würde das Ruhrgebiet bisher als Urlaubsziel für Menschen von außerhalb angeboten, entgegnet ihm ein Gast der Veranstaltung, der sich noch auf reguläre Reisebüros bezieht.

Ein wichtiges Ergebnis der Veranstaltung lautet: Touristische Attraktivität als Standortfaktor solle in Zukunft besser (ein-)geplant werden. Wenn Kommunen von der Einnahmequelle des Tourismus partizipieren wollen, dann müssen sie auch ihre Strukturen, zum Beispiel in Form von ausgebauten Parkplätzen und Ladestationen anpassen. Die Städte sollten ihre Attraktivität steigern, indem sie die Gastronomie verlässlich unterstützen. Das Angebot der Kunst und Kultur kann oft noch gesteigert werden, sei es in den Museen oder in Nachtclubs. Die FDP wird sich diesen Herausforderungen weiterhin stellen.

 

Impressionen zum Verbandstag 2023 liefert auch die eigene Rubrik „Bildergalerie“ auf dieser Homepage.