Polizei im Ruhrgebiet langsamer am Tatort
„Wer die Notrufnummer 110 wählt, braucht Hilfe, und er vertraut darauf, daß die Polizei so schnell wie möglich bei ihm ist“, begründet der FDP-Landtagsabgeordnete und Parteivorsitzende der Ruhr-FDP Ralf Witzel seine Initiative im Landtag, die Einsatzreaktionszeiten der Polizei in den von ihm betreuten Städten Bochum, Bottrop, Essen, Mülheim und Oberhausen zu veröffentlichen. Mit der Einsatzreaktionszeit (ERZ) ist die Zeit gemeint, die Einsatzkräfte der Polizei benötigen, um nach der Alarmierung einen Tat- bzw. Unfallort zu erreichen. Sie wird unter anderem bestimmt durch Faktoren wie Dringlichkeit, das aktuelle Einsatzaufkommen sowie die Verfügbarkeit und Verteilung der Polizeikräfte im Zuständigkeitsgebiet.
Die soeben auf Drängen der FDP seitens der Landesregierung vorgelegten Einsatzreaktionszeiten betrachtet Witzel für sämtliche genannte Kommunen mit Sorge: Die Polizei trifft aktuell nämlich in der Regel langsamer am Einsatzort ein als in den vergangenen Jahren. Dies kann besonders dann dramatische Folgen für die Betroffenen haben, wenn zum Zeitpunkt des Notrufs der gewalttätige Übeltäter oder Einbrecher noch vor Ort ist.
Im Jahr 2015 hat es in Essen bislang 6:01 Minuten gedauert, bis die Polizei bei der Meldung „Täter am Ort“ auch am Tatort eingetroffen ist. 2014 waren dies durchschnittlich 5:03 Minuten und 2013 exakt 5:00 Minuten. Auch in Bochum warten die Opfer mit 5:55 Minuten länger als 2014, damals waren es 5:21 Minuten. Der Landesschnitt liegt 2015 mit 5:49 Min. besser. In Bottrop, Mülheim und Oberhausen ist die Polizei zwar wie traditionell im dichtbesiedelten Ballungsraum schneller als im Landesschnitt am Tatort, dennoch werden auch hier die Zeiten überall schlechter.
Auch bei „Verkehrsunfällen mit Personenschaden“ verschlechtern sich die Einsatzzeiten zum Teil deutlich. In Mülheim benötigt die Polizei 2015 über zwei Minuten länger zum Einsatzort als noch im Vorjahr (2015: 9:18 Min.; 2014: 7:16 Min.). Mit 9:26 Min. in 2015 im Vergleich zu 8:58 Min. im Vorjahr verschlechtern sich auch in Bochum die Zeiten. Gleiches gilt für Bottrop (2015: 7:48 Min.; 2014: 7:37 Min.) und Essen (2015: 8:46 Min.; 2014: 8:09 Min.), während die Polizei in Oberhausen aktuell etwas schneller die Unfallstelle erreicht als 2014. In allen Ruhrstädten liegen die Zeiten besser als im Landesschnitt, der 2015 bei 9:55 Min. liegt. Üblicherweise sind Streifenwagen in Großstädten schneller am Einsatzort, da die zurückzulegenden Wegstrecken deutlich kürzer als im ländlichen Raum sind.
Witzel legt zur sachgerechten Interpretation des aktuellen Zahlenwerks großen Wert auf die Feststellung, daß das spätere Erscheinen der Polizei am Einsatzort natürlich keine Kritik an den Bediensteten darstellt, sondern Ergebnis der wachsenden polizeilichen Aufgabenfülle und neuen Herausforderungen wie beispielsweise durch die Flüchtlingskrise ist. Gerade deshalb ist es für die FDP Ruhr wichtig, die knappen polizeilichen Ressourcen mit sinnvoller Priorität einzusetzen, also beispielsweise Kriminalitätsbekämpfung Vorrang einzuräumen und auf unsinnige Showaktionen wie Blitzmarathons zu verzichten.